Ich finde mich hübsch. Ich mag mein Gesicht und finde es super, dass ich so lange Beine habe. Ich fühle mich wohl in meiner Haut und habe eigentlich nicht so viel an meinem Körper zu meckern. Ja, ich mag mich. Ich bin zufrieden mit mir selbst, mit meinem Körper, und mit meinem Sein.
Man mag es das Kanye West Syndrom nennen: Sich selbst lieben. Aber man muss ja nicht gleich übertreiben. Wir befinden uns in einer Zeit, in der gepredigt wird, dass man sich selbst lieben soll, no matter what. Im Radio dröhnt "All About That Bass", liebe deine Kurven; auf Instagram und Pinterest liest man Motivational Quotes die sagen, dass man sich selbst lieben muss, bevor eine andere Person einen lieben kann. Noch gestern habe ich einen tollen Artikel auf Buzzfeed gesehen, der Frauen, die in der heutigen Gesellschaft als dick angesehen werden, in Bikinis gezeigt und gelobt hat, weil sie auch ohne Size 0 einfach umwerfend aussehen. Wundervoll, oder nicht? Ich freue mich, dass sich viele Leute gedanklich dahin bewegen, andere Menschen zu akzeptieren, ja sogar zu zelebrieren! Aber was passiert, wenn wir uns selbst zelebrieren? Öffentlich. Es wird ein schönes Selfie gepostet und es heißt man ist eingebildet. Ein kleines Instavideo vom Tagesmakeup wird hochgeladen und gleich ist man arrogant. Man steht mit Freundinnen vor dem Spiegel und wird erwartungsvoll angeschaut auch etwas schlechtes über den eigenen Körper zu sagen und wenn man es nicht tut heißt es hinter dem Rücken man ist selbstverliebt.
Nein. Ich bin nicht selbstverliebt. Ist es ein verbrechen, dass ich mich mag? Dass ich mit mir zufrieden bin? Der wohl schlimmste Satz, den eine Frau heutzutage sagen kann, ist: "Ich liebe mich so wie ich bin". Dann geht das Gerede los, denn es wird von uns erwartet, dass wir uns hassen und an uns rummeckern.
"Wie kann sie es wagen sich zu lieben?"
"Wie kann sie es wagen sich nicht selbst zu hassen?"
"Wie kann sie es wagen so selbstbewusst zu sein?"
"Wir sind Frauen. Wir dürfen uns selbst nicht mögen!"
Was soll diese Doppelmoral? "Ja! Liebt euch selbst! Aber wehe ihr postet zu viele Selfies, zieht einen Bikini an wenn ihr nicht die von der Gesellschaft vorgesehene Figur habt, und wehe ihr habt nichts an euch zu mecker!".
Wie oft habe ich selbst schon mitbekommen, dass - meist hinter meinem Rücken, denn wer hat schon den Mumm einem so etwas ins Gesicht zu sagen - Leute gesagt haben, ich sei eingebildet und selbstverliebt. Nein. Bin ich nicht. Ich bin lediglich selbstbewusst und mag mich. Ich habe weder das Kanye West Syndrom, noch bin ich überheblich oder sonst etwas.
Wenn also die Lieder von Meghan Trainor und Beyoncé mitgesungen und in den Himmel gelobt werden, sollte man andere nicht dafür schlecht machen, dass sie das Besungene nicht nur mitsingen, sondern auch ausleben. Unterstützt andere Frauen! Feiert andere Frauen! Und wenn ihr das nicht tun könnt, dann lasst sie wenigsten in Ruhe während sie selbst sich feiern.